SCHAUM, STOFF FÜR SKULPTUREN

von Alain Bieber, Rebel:Art, 06.06.2007

Paragone wird der Wettstreit zwischen Skulptur und Malerei genannt. “Während die Malerei ihre illusionistischen Fähigkeiten, ihren Erfindungsreichtum und die Möglichkeiten der Nachahmung der Natur mit perspektivischen und koloristischen Mitteln ins Feld führte, berief sich die Bildhauerei auf ihre Mehrdimensionalität, die haptischen Qualitäten und ihre Materialität. Reiner Schein sei die Malerei, während die Bildhauerkunst das Sein verkörpere.” Betrachtet man die zeitgenössischen Skulpturen, kann man nur zu einem Schluss kommen: Die Skulptur hat gewonnen. Nichts langweilt gerade mehr als postsozialistische Malerei aus Leipzig oder Bilder mit einem konfus-revolutionärem Gestus. Um einiges näher an der Avantgarde sind Künstler wie Ulla Reiter: Mit viel Phantasie und Experimentierfreude für neue Materialien gestaltet sie beeindruckende Schaumstoffskulpturen. Die Studentin der Akademie der Bildenden Künste in München hat mit “space pomp invader” und “space bastard” erneut zwei mystische, gigantische Skulpturen erschaffen. Der “space pomp invader” ist über drei Meter hoch und besteht aus Tiefseekrebsen, neobarocken Rüstungen und lehnt sich an die Hindu-Gottheit Ganesha an. Deshalb, Ja! Ein Blinder kann eine Skulptur erkennen, da sie reell existiert, Substanz ist; und die Malerei bedeutet nichts, sie ist reine Illusion.